13.12.2013
Fast ein Bisschen wehmütig sage ich "Auf Wiedersehen!". Ich war eben noch essen in dem Restaurant an der Küste mit dem wunderschönen Ausblick auf die rauhe Küste.
Es waren herrliche, erholsame acht Tage. Ich bin sehr dankbar, dass ich so viel Zeit habe, die die meisten Touristen hier nicht haben, und die Insel und ihre Facetten ganz langsam entdecken konnte. Es ist so klein und beschaulich hier, gibt ja nur eine Stadt, aber die Menschen grüßen einen als würde man schon immer hier leben. Besonders als ich mir die letzten zwei Tage ein Fahrrad geliehen habe und mich schon besser auskannte, hatte ich das Gefühl ewig hier gewesen zu sein.
Es ist ein kleines Paradies mitten im Pazifik mit einer beeindruckenden Geschichte und sehr freundlichen Menschen. Schön, hier zu Gast gewesen zu sein.
Heute Nacht geht es auf in das nächste Abenteuer:
Australien!
Jetzt bin ich schon fast vier Monate unterwegs und es kommt mir wie eine Ewigkeit vor.
11.12.2013
Habt ihr so was schon mal gesehen??? Ich habe bereits in den letzten Tagen gelernt, dass es viele spirituelle Orte hier gibt und dass die Weite und die Tatsache, von allen Seiten von Wasser umgeben zu sein, irgendwas mit einem macht und Ruhe ausstrahlt. Aber als ich heute am Stand lag, sah ich das über mir:
Heute habe ich meine erste Surfstunde hier genommen, immerhin habe ich drei mal gestanden und kurz das Gefühl gehabt, zu wissen, wie es ist die perfekte Welle zu erwischen.
Danach habe ich mir eine Brille zum Schnorcheln ausgeliehen, weil ich schon zwei Mal eine große Meeresschildkröte in der Bucht gesehen habe. Der Surflehrer meinte, die sind da immer, weil sie das Seegras zwischen den Booten essen.
Ich bin also ein bißchen zwischen den Vulkansteinen in der Bucht rumgeschwommen und plötzlich tauchte eine Schildkröte vor mir auf. Ich bin etwas erschrocken, weil die wirklich fast so groß wie ich sind. Aber es war ein unglaublicher Augenblick, wie sie da neben mir fast durchs Wasser "schwebte".
Am späten Nachmittag bin ich die Westküste entlang gewandert und kam an einer Bucht vorbei,
wo jede große Welle im Vulkangestein viele kleine Wasserfälle verursacht. Wie eine natürliche Wasserwand, das wäre was für Mama gewesen;)
10.12.2013
Zum Sonnenaufgang ging es heute zum zweiten Teil der Tour mit Evelyn. Um 7 Uhr steigt die Sonne aus dem Meer empor hinter den 15 Statuen von Tongariki. Diese Insel hat so viele kleine Schätze zu bieten. Dies ist einer davon. Evelyn hatte auch ihren Neffen (3 Jahre) und ihre Mutter mitgenommen. Der neffe wollte die Moai wecken;)
Danach hielten wir auf einer Farm bei ihrem französischen Onkel und spontan wurde gemeinsam gefrühstückt. War das nett!
Später ging es dann an den Strand von Anakena - diemal bei Sonnenschein -, weil dort das Hapag Lloyd-Kreuzfahrtschiff gestern angekommen ist, auf dem ihr Vater Reiseleiter ist.
So konnte die Familie sich mal kurz sehen, ich kam in den Genuß die Statuen und den Strand nochmal bei Sonnenschein zu sehen und ch habe meinen ersten und sicher einzigen Milka-Weihnachtsmann geschenkt bekommen!
Am Nachmittag fuhren wir dann noch zu einem Ort mit Petroglyphen (Zeichnungen in Stein geritzt), von dem man einen schönen Blick übers Meer hatte. Das war das Wappen ihrer Familie, an dem wir standen.
Zum Abschluss ging es in ein gutes Fischrestaurant in einer Bucht. Der Geheimtipp ist ein Pommes frites mit einer Käse-Shrimps-Soße. Koestlich, kann ich nur sagen.
Samstag, 7.12.2013
Was ein Luxus: ein eigenes Zimmer, ausschlafen und Frühstücksbüffet mit Wassermelonen und Blick übers Meer. Ich fühle mich jetzt schon wohl! Danach ein kleiner Spaziergang bis zum Hafen, ich erkundige mich nach Schnorchelfahrten und Surfstunden. Um 15 Uhr kann ich gleich mit zum Schnorcheln. Davor laufe ich nach Tahai, die nächste Stätte an der "Hauptstadt" Hanga Roa. Da stehe ich das erste Mal vor diesen Riesenfiguren. Und ich bin ganz allein. Ein mystischer Augenblick. Diese Figuren wurden von den Rapanui für wichtige Personen angefertigt. Sie blicken immer auf ein Dorf, um es zu beschützen. Hier in Tahai gibt es drei Plattformen. Eine mit vier Moais, der fünfte liegt auf dem Bauch auf dem Boden. Dann noch zwei einzelne Moais, wovon der eine nachgebildete Augen hat. Alle hatten wohl diese weißen Augen aus Korallen, die ganz zum Schluss eingesetzt wurden, als der Moai aufgerichtet an der richtigen Stelle stand. Denn die Moais wurden von dem Steinbruch Ranu Rarakubis an ihren Bestimmungsort mit vielen Trägern transportiert.
Die Schnorcheltour ging zu den drei Motus. Drei kleine vorgelagerte Inseln, eine sieht aus wie ein Finger. Die Küste Ist faszinierend bizarr. Vulkanformationen. Die Insel ist durch drei Vulkanausbrüche entstanden, die Krater kann man alle noch sehen. Das Wasser war tiefblau und die Sonnenstrahlen malten ein schönes Bild unter Wasser. Außer einem Schwarm blauer Fische hat man aber leider nichts gesehen. Auf der Suche nach einem Restaurant habe ich einen Russen wiedergetroffen, der mit auf der Pinguintour in Punta Arenas war. Also gingen wir gemeinsam was essen.
6.12.2013
Nikolaustag - ich mache mir selbst ein Geschenk und fliege heute als Abschluss der 4 Monate Südamerika auf die Osterinsel für eine Woche.
Ruhe finden und die Eindrücke dieses vielfältigen Kontinents sacken lassen.
Es war schon verrückt heute morgen, dass ich in drei Stunden von Punta Arenas nach Santiago all das überflogen habe, was ich in 4 Wochen über Land abgereist habe. Aber irgendwie auch schön,
nochmal die Perspektive zu wechseln. Denn der Flug ging bei strahlendem Sonnenschein über die Anden, die sich - von oben noch einmal zigmal imposanter - als bizarre Grenze dieses unglaublich
schmale und vielseitige Land entlangziehen. Chile hat mir bisher am besten gefallen. Vielleicht, weil ich es komplett von Nord nach Süd "erfahren" habe. Der Guide Ramon (gestrige Pinguintour) hat
mir auch viel erklärt über die Mentalität der Menschen hier. Eine gewisse Zerissenheit und der Wunsch nach Unabhängigkeit der Menschen im Norden, der Magellanes auf Feuerland und den Rapanui auf
den Osterinseln. Alle sind an den "äußersten Enden" des Landes und fühlen sich dadurch nicht zugehörig. Sie haben ihre ganz eigene Kultur und einen eigenen Charme.
Mir geht viel durch den Kopf, ich lasse die Anfänge der Reise in Brasilien und die Begegnungen mit den vielen netten Menschen Revue passieren.
Nach sieben Stunden Aufenthalt in Santiago und weiteren sechs Stunden Flug komme ich nachts um 1.30 Uhr auf dem einsamen Eiland Rapa Nui an. Ein Mann vom Hotel mit Cowboyhut begrüßt mich freundlich und hängt mir eine Blumenkette um.
Im Flugzeug spricht mich eine Einheimische in perfektem Deutsch an als sie hört, dass ich dem Steward sage, ich komme von dort. Sie habe lange in Leiptzg gelebt und ist jetzt wieder zurück zu Hause. Sie läd mich am folgenden Tag zum Kaffeetrinken ein. Was ein perfekter Start in eine Woche "Urlaub vom Reisen", wo ich endlich mal wieder den Rucksack ganz auspacken kann und ein Zimmer ganz für mich alleine habe!
4.-5.12.2013
Nach einem gemütlichen Tag in Punta Arenas - Stadterkundung mit Maxime, Mittagessen, Kaffeetrinken, Wäschewaschen, Einkaufen für morgen - ging es heute auf große Tour zu den Königspinguinen, die hier verrückterweise Leben. Eigentlich sind sie in der Antarktis angesiedelt, aber seit vier Jahren hat sich eine Kolonie von ca. 120 Tieren südlich von Porvenir (siehe Karte unter "Route") angesiedelt.
Um dorthin zu kommen, stand uns ein langer Tag bevor: es hieß wieder 2,5 Stunden bis zur Fähre in Bahia Azur fahren, dort dann wieder wegen zu starkem Wind 2 Stunden zu warten, 3 weitere Stunden bis Onasis zur Kolonie zu fahren (Schotterpiste), dort zwei Stunden Zeit zum Fotografieren zu haben und dann bis Porvenir zu fahren. Warten bis die Fähre um 20 Uhr endlich ablegte (auch wegen Wind) und dann dauerte die Fahrt nochmal 2,5 Stunden über die Magellanstraße bei heftigem Seegang. Ein 16-Stunden-Tag - der sich aber mehr als gelohnt hat!
Die Pinguine waren so drollig anzuschauen und die Fahrt durch einen anderen Teil von Feuerland war unglaublich schön bei strahlendem Sonnenschein. Der Teil von Onasis bis Porvenir geht an einer schroffen Küste entlang und auf der anderen Seite ist einach weites Land, ab und zu ein paar Schafe oder Guanacos.
Es war ein toller Abschluss von drei Wochen magischem Patagonien!
Morgen geht es am Nikolaustag auf die Osterinsel;)
3.12.2013
Was ein Abenteuer;) um 8 Uhr ging der Bus nach Punta Arenas. Der Streik war wohl vorbei, so dachte ich, wird alles seinen Gang gehen. Ich stellte mich auf 12 Stunden Busfahrt ein, fand es
eigentlich auch ganz gut, dass es tagsüber war, denn ich wollte wissen wie es in Feuerland aussieht.
Vier Stunden ging es von Ushuaia bis zum Grenzübergang nach San Sebastian. Eine völlige Einöde, da ist einfach nichts. Ab und zu eine Schafherde und ein paar Lamas.
Die Grenzüberquerung diesmal gar kein Problem außer, dass sie einem alle Früchte und Sandwiches abnehmen. Nebenbei kam an der Grenze gerade die "Cap Horn Oldtimer-Ralley" vorbei.
Die Mittagspause wurde verlängert, weil der Busfahrer schon die Nachricht erhalten hatte, dass die Fähre an der Magellanstraße wegen Sturm erstmal nicht fährt.
Tatsächlich, um halb sechs hörte plötzlich die Straße auf (Routa Nr.3) und wir standen am Wasser. Neben uns eine Riesen-Autoschlange. Die Ansage vom Busfahrer: zwischen 19-21 Uhr schwächt
der Wind ab, dann würde es weitergehen. Der Wind war echt so stark, dass man sich fast dagegenlehnen konnte. Ich nutzte die zeit und ging mit dem Israelischen Pärchen aus dem Bus einen Kaffee
trinken. Wir hatten eine wirklich gute Diskussion über Israel und Palästina. Seitdem ich da war, kann ich es einfach nicht lassen, ich will immer wissen wie die denken.:)
Tatsächlich um 19.30 Uhr kam die erste Fähre, wir durften auf die dritte und überquerten zwischen 20.15 und 21 Uhr die Magellanstraße. Nach drei weiteren Stunden kamen wir endlich in Punta Arenas
an, manche mussten sogar noch weiter bis Puerto Natales... Was ein Reisetag!
Überraschung zum Ende des Abends: ganz Gentlemen die beiden, haben sie mich eingeladen!
Olivier et Darran, c'était un plaisir de voyager avec vous et de partager des moments précieux avec vous. Vous me manquez déjà! Bon voyage et au revoir en Europe ou n'importe où dans le
monde!
1.12.2013
Erster Advent, 1.12.13, ich stehe am Ende der Welt, in der südlichsten Stadt: Ushuia, in Argentienen auf Feuerland! Puerto Williams in Chile liegt noch südlicher, aber man kommt schwerer hin und es wird nicht als Stadt, sondern nur als Dorf angesehen, weil dort nur 2000 Leute leben. Dafür, dass Sommer ist, ist es hier ganz schön kalt! 5 Grad und Nieselregen bei Ankunft mit dem Flugzeug, aber jetzt scheint die Sonne. Genießt die Weihnachtszeit!
Weil dann plötzlich das Wetter so schön war, habe ich spontan eine Bootstour durch den Beagle-Kanal gemacht. Das war eine echt schöne Kulisse und irgendwie war der Gedanke verrückt: Wenn man jetzt den Kanal bis zum Ende fährt und noch einen Tag übers Meer schippert, beginnt die Antarktis...
Eis habe ich nicht gesehen, aber Magellan-Pinguine und den Leuchtturm am Ende der Welt:)
28.-30.11.2013
Eigentlich wollten wir drei in El Chalten erst mit der "kleinen" Wanderung (nur 6 Stunden) zum Cerro Torre am Donnerstag anfangen. Haben wir auch, aber irgendwie waren wir immer noch plattt von den ganzen Wanderungen. Jedenfalls fielen uns die letzten zwei Stunden enorm schwer, obwohl es eigentlich recht flach war und die Natur gigantisch. Am Ende rechneten wir und stellten fest, dass doch wieder 25 km gelaufen waren!
Dennoch die Erinnerungen an eine unheimlich beeindruckende Natur bleiben.
Am nächsten Tag haben wir uns dann für die Light-Version des Fitz Roy entscheiden.
Man sieht ihn schon von der Laguna Capri aus, nach ca. 1,5 Stunden Fußmarsch.
Die eigentliche Wanderung hätte 10 Stunden gedauert bis an die Laguna de los Tres. Das wollten wir unseren Knien dann doch nicht zumuten. So haben wir ausgiebig an der Laguna Capri gepicknickt und bestimmt 2 Stunden in der Sonne geruht. Das war mal eine Wanderung völlig nach unserem Geschmack, "nur" 14 km und mal nicht komplett platt am Abend.
Ich habe dann meinem Rücken noch eine Massage im hiesigen SPA gegönnt;)
Abends noch ein schönes erstes Abschlußessen mit Olivier und Darran. Das zweite und letzte kommt dann in Ushuaia am Montag, denn dann trennen sich leider unsere Wege. Mehr als zwei lustige Wochen gehen zu Ende. Ich bin wieder um zwei nette Menschen reicher, die ich bestimmt nochmal wiedersehen werde, wenn wir alle wieder in Europa sind. Allerdings dauert das noch, denn die beiden sind bis Ende 2014 unterwegs.
27.11.13
Heute ging es weiter ins nächste Trekking-Mekka Patagoniens: El chalten. Es gehört auch zum Nationalpark Los Glaciares wie der Perito Moreno-Gletscher, aber ist noch zweieinhalb Stunden
nördlicher als El calafate.
Hier wohnt man zu Füßen der Gipfel Fitz Roy und Cerro Torre und in der Nähe des Viedma-Gletschers.
Um 8 Uhr ging der Bus, um 11 Uhr kamen wir in dem netten Hostal Rancho Grande an. Sieht aus wie eine Skihütte mit einer großen Sofa-Ebene unterm Dach. Wir fanden das so gemütlich, dass wir
erstmal stundenlang lasen oder dösten. Internet geht hier nur ab und zu, da es hier in El Chalten kein Glasfaserkabel gibt, sondern Internet über Satellit und das ist recht unstabil.
Irgendwie waren wir immer noch ziemlich platt von unserem 5-Tage-Trekking im Torres del Paine...
Gegen 16 Uhr rafften wir uns auf, den Ort und zwei Aussichtspunkte zu erkunden.
Im Ort leben viele Künstler, das sieht man fast an jeder Ecke.
Ansonsten gibt es viele Hostels, die auch sehr künstlerisch sind, da El chalten eben Ausgangspunkt für viele Wanderungen ist.
Bereits von den beiden Aussichtspunkten, die in einem gemütlichen Spaziergang von einer Stunde zu erreichen waren, hatte man einen tollen Blick auf Cerro Torre und Fritz Roy. Aber es war so
windig, das man kaum laufen konnte. Daher waren viele Wanderer heute gar nicht losgezogen.
Endlich gab es mal wieder eine große Küche und wir hatten Lust zu kochen und kredenzten uns gefüllte Pfannkuchen, erst mit Gemüse, dann mit Schokolade:)
26.11.2013
Jetzt bin ich also in Argentinien, um den Perito-Moreno-Gletscher zu sehen. Er ist einer der wenigen Gletscher der Welt, der nicht zurückgeht, sondern sich 2 Meter pro Tag vorwärts bewegt.
Er ist 35 Kilometer lang, 5km breit und über Wasser 60-100 Meter hoch und unter Wasser nochmal so viel! Er gehört zum südlichen Eisfeld Patagoniens, das die drittgrößte Eisfläche der Welt nach der Antaktis und Grönland ist.
Wenn ich schon mal da bin, dachte ich, mache ich doch gleich eine Tour auch auf dem Gletscher;)
Ich hatte eine Tour gebucht, wo man erst zwei Stunden auf den Terrassen vor dem Gletscher Zeit hat zum Fotografieren, dann eine Bootsfahrt am Gletscher macht und dann noch mit Steigeisen zwei Stunden auf dem hinteren, flachen Teil des Gletschers herumläuft.
Bereits als wir mit dem Bus um die Ecke bogen und der Gletscher sich das erste Mal zeigte, bekam ich vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Die Dimensionen der Eismasse, die da vor mir lag übertraf alles, was ich bisher gesehen hatte. Der Gletscher Grey im Torres del Paine war winzig dagegen gewesen. Außerdem ist er so nah am Ufer, dass man das biltzende Blau direkt vor sich hat. Und weil er sich so schnell bewegt, kann man ihn auch oft "kalben" sehen. Allein in den zwei Stunden, wo ich auf den Terrassen rumgelaufen bin, ist fünfmal ein Rieseneisblock unter großem Getöse in Wasser gefallen.
Am Nachmittag ging es dann auf den Gletscher! Allein schon die Perspektive vom Boot aus war ganz anders und dann über die Gletscherspalten und das blitzende Blau zu laufen, war herrlich.
Zum Schluss gab es einen Whiskey on the rocks (mit Gletschereis).
25.11.2013
Nach 1,5 Tagen im Lilli Patagonicos (was ein schönes Hostel!) ausruhen, rumhängen, Fotos sortieren, Hostels buchen, ging es heute morgen um 8 Uhr nach Argentinien! Ich wollte den berühmten Perito
Moreno - Gletscher sehen.
Olivier und Darran nahmen den Bus um 14 Uhr, weil der 8 Uhr-Bus voll war. Wir wollten uns in El Calafate am Abend wieder treffen.
Kaum eine halbe Stunde nach Abfahrt in Puerto Natales, standen wir an der chilenisch-argentinischen Grenze. Kein Durchkommen: STREIK der Grenzbeamten. Wie lange? Die Gerüchte kursierten von drei
Stunden bis drei Tage. Der Busfahrer aber meinte, Geduld, um 12 Uhr machen sie vielleicht kurz auf bzw. dann kommt der Gegenbus von Argentinien und dann könnten wir wenigstens über die Grenze
laufen und den Bus wechseln. Aber das waren alles nur Vermutungen...
Aber nach drei Stunden Warten machten die Beamten tatsächlich für eine Stunde auf und unser Bus konnte durch!
So kam ich um 17 Uhr endlich in El Calafate in einem ganz netten Hostel an. Mit Olivier und Darran rechnete ich ehrlich gesagt nicht mehr.
Um 23.30 Uhr standen sie plötzlich neben mir am Tisch, sie mussten sechs Stunden an der Grenze warten!
19.-23.11.2013
Mein momentaner Lieblingsautor Andreas Altmann fragt in seinem Buch; "Wann warst du das letzte Mal auf abenteuerliche Weise im Leben?" Ich jetzt gerade die letzte Woche - genauso fühlte ich mich oft auf der Navimag und im Torres del Paine.
Ich komme gerade aus einem Märchen zurück! Im Nationalpark Torres del Paine malt die Natur Meisterwerke in Bildern. Ich bin immer noch wie "besoffen" an Eindrücken.
Ich bin das berühmte W gelaufen, 82 km in 4 Tagen. Hätte ich nochmal die Wahl zwischen Inka-Trail und dieser Tour - definitiv das W nochmal! Aber dann evtl. als Luxusversion in den Refugio-Hütten.
Denn wir erlebten zu oft jeden Tag, warum die Berge hier Torres del Paine (Türme der Mühe/Strafe) heißen. Es waren Tage der Extreme: 1. Tag - extrem nass und windig, 2. Tag - extrem schön, blau, heiß und lang, 3.Tag - extrem felsig, extreme Knieschmerzen, aber extrem schönes Panorama, 4. Tag - extrem schön vielfältige Landschaft und ein gigantischer Gletscher.
Aber eins nach dem anderen, erst mal ein paar Bilder und noch viele mehr unter "Bilder":
19.11.2013
Um 7.30 Uhr ging der Bus zum Torres del Paine National Park. Olivier und Daran kamen pünktlich um sieben in mein Hostel. War ich froh, dass sie das ganze Essen in ihre Rucksäcke gepackt hatten:)
meiner war mit Zelt, Schlafsack und warmen Sachen schwer genug.
Das Taxi, das wir am Abend vorher bestellt hatten, kam nicht, also mussten wir ein Neues rufen und das "flog" uns dann zum Busterminal.
Wir durchquerten eine saftig grüne Landschaft im schneebedeckten Gipfeln bis zum Eingang des Parks. Und im Moment scheint sogar die Sonne. Aber auch wenn hier bereits Anfang des Sommers ist,
heute zeigt das Thermometer 6 Grad...
Das wird ein Abenteuer - ich habe noch nie bei solchen Bedingungen gezeltet.
Am Parkeingang mussten wir uns entscheiden: ist das Wetter gut genug um den Aufstieg zu den Tirres del paine zu Wagen und sie gut zu sehen und damit das W von Ost nach West zu laufen? Oder
weiterfahren und das W von West nach ist laufen und die Torres am Schluss zu sehen?
Man könnte die torres in leichtem Nebel ein bisschen sehen und wir hofften einfach, dass es noch aufklaren würde. Also Ost nach West!
Der erste Campingplatz lag kaum 10 Minuten vom Parkeingang. Wir entschieden uns dafür, das Zelt gleich hier aufzuschlagen und dann ohne Gepäck zu den Torres zu laufen. Weise Entscheidung wie sich
später rausstellte. Wir liefen bei Sonnenschein los, an den Torres hing ein Wolke, aber schon nach 30 Minuten, begann ein heftiger Wind und ging der Weg stetig ansteigend durch eine herrliche
Landschaft mit rotblühenden Sträuchern.
Der Wind war so stark manchmal, das wir stehen bleiben müssten, um nicht die Balance zu verlieren. Bald setzte Nieselregen ein, nach 3 Stunden Aufstieg fing es dann an zu schneien und wir
erreichten die Torres bzw. da wo sie sein sollten bei Sturm und horizontalem Schneefall... Eine grüne Lagune unterhalb. Es muss ein gigantisches Bild bei Sonnenschein sein...
Wir sahen gar nichts. Der Rückweg- das deprimierendste, was der erste Tag nur bringen kann; der Schnee ging in heftigen Regen über, dem auch die beste Regenjacke nicht mehr standhalten
konnte! Plus Wind ist eine saukalte Kombination für vier Stunden Abstieg...
Seit heute hatte ich den Namen "Schlumpfwet" weg.
Denn mit Mütze und blauer Jacke sah ich aus wie Schlumpfine und auf französisch heißt die "Strumpfette".
Ein kleines deutsch-englisch-französisch Mix und Wortspiel meiner zwei männlichen Begleiter:)
Wir waren so was von Nass als wir endlich wieder am Zeltplatz waren. Zwar gab es da eine heiße Dusche und eine warme trockene Garnitur, aber Schuhe waren durchgeweicht und Keiner wusste wie wir
die Klamotten morgen wieder trocken Kriegen würden. Kochen mussten wir in den Duschräumen und essen zu dritt in dem Minizelt. Es schüttete es die ganze Nacht durch...
Die Motivation schwand enorm bei uns dreien.
Kilometer: Hotel Las Torres - Mirador Las Torres und zurück: ca. 25 km; ca. 8,5 Stunden
20.11.13
Es war wirklich unglaublich: wir wachten auf und kein Wölkchen am Himmel! Von weitem sahen wir endlich die Torres del Paine im Sonnenlicht.
Kaum zu glauben nach diesem Wetter gestern Abend und es hatte auch die ganze Nacht durchgeregnet.
Die Sonne tat so gut. Zwei Stunden brauchte die Sonne, um unsere Kleider, die Zelte und vor allem die Schuhe zu trocknen.
Gut gelaunt brachen wir auf und wurden für alles entschädigt, was gestern passiert war.
16 km ging es an dem türkisblauen Lago Nordernsköld entlang. Die knallroten Feuerbüsche und die schneebedeckten Gipfel komponierten damit ein unglaubliches Bild. Nach drei Stunden Marsch tauchten
neben uns plötzlich die Cuernos del Paine auf, die fast noch imposanter sind als die Torres del Paine.
Wir kamen aus dem Staunen kaum noch raus.
Dennoch war der Tag anstrengend, da wir immerhin neun Stunden die 13 kg-Rucksäcke tragen mussten und unsere Knie das irgendwie nicht so toll fanden, obwohl der Weg recht flach, aber immer leicht
ansteigend war.
Eine ausgiebige Pause gönnten wir uns im Refugio los Cuernos. Die Sonne knallte, wir relaxten eine Stunde mit Seebilck. Dann noch drei Stunden bis zum Campingplatz Italiano. Der war wirklich sehr
einfach, keine Dusche und nur ein Holzunterstand zum Kochen, Wasser mußte man aus dem Fluss holen und spülen musste man da auch. Und Gletscherwasser ist extrem kalt!
Gestern gab es Reis heute Nudeln, keine große Abwechslung die nächsten Tage.
Ui, die Nacht war kalt. Ich dankte Jo in Gedanken 100mal für den Tip, die Thermosflasche als Wärmflasche zu benutzen. Und dann fing es früh morgens leider wieder an zu schütten...
21.11.13
Die Wanderung in der Mitte vom W soll eine der schönsten sein, aber bei strömendem Regen...
Also warteten wir geduldig und tatsächlich um 11 Uhr wurde es heller!
Schnell entschieden, wir machten uns auf ins Valle Frances. Der Weg erinnerte an einen "Herr der Ringe-Film": es regnete leicht, der Weg wand sich durch Felsen und sehr knorrige Bäume, immer an
der Seite des Gletschers entlang, von dem hin und wieder unter großem Getöse eine Lawine abging. Spätestens als Darran (1,90m) einen großen Stock zum wandern nahm und aussah wie Gandalf,
war die Szenerie perfekt.
Nach einer Stunde erreichten wir den ersten Aussichtspunkt und just in dem Moment riss der Himmel auf und wir hatten einen grandiosen Blick auf die Bergwelt.
Zwei Stunden später, über viele Felsen und durch abgebrannte Wälder, standen wir am Aussichtspunkt in einem Kessel mit einem 360 Grad-Blick auf die Cuernos und auf die Torres und ins Tal auf den
türkisblauen See. Zauberhaft! Und blauer Himmel!
Der Abstieg war allerdings für unsere Knie die Hölle! Wir humpelten die Felsen runter und beschlossen dann noch eine Nacht auf diesem Campingplatz zu bleiben. Denn noch drei Stunden MIT Rucksack
konnten wir uns nicht vorstellen.
Witzigerweise war mittlerweile die halbe Navimag-Truppe auf diesem Campingplatz angekommen. Es war ein nettes Wiedersehen!
22.11.13
Wieder Sonnenschein, kaum zu glauben. Ein unfassbares Glück! Also auf zum Gletscher Grey. Um 9 Uhr starteten wir bereits, es war die einfachste Etappe MIT Rucksack. Drei Stunden am Fluss entlang,
durch blühende Frühlingswiesen, bis wir am nächsten türkisblauen See, dem Lago Pehoe, ankamen. Schnell bauten wir die Zelte auf, kochten einen Pott Reis und um 13 Uhr starteten wir zum Gletscher
Grey. Unsere Motivation ist mit uns durchgegangen, denn es hieß, der Weg sei relativ flach im Gegensatz zu den anderen Stücken. Wir dachten in unserem Wahn, das schaffen wir mit links die 11 km
hin und zurück. Das waren aber mit den 5.5km von heute morgen 27,5 km gewesen.
Als wir am ersten Aussichtspunkt ankamen, war ich schon so müde, dass ich mir kaum vorstellen konnte noch zwei Stunden bis zum Refugio am Gletscher zu laufen. Irgendwie motivierten wir uns
gegenseitig, weil wir noch nie einen Gletscher aus nächster Nähe gesehen hatten.
Um 17 Uhr erreichten wir dann endlich den Gletscher. Es war schon irre, wie da diese Eismasse liegt und davor schwimmen im See lauter kleine Eisberge.
Ich entschied mich spontan, eine Nacht in dem sündhaft teuren Refugio (50€) zu bleiben. Olivier und Darran war das zu teuer und obwohl auch sie kam noch laufen konnten, traten sie den Rückweg
an.
Mir war irgendwie alles egal, mein Zelt stand aufgebaut unten am See, natürlich mit meinen frischen Sachen...
Ich checkte ein, bekam Handtuch und Schlafsack.
Die netten Mädels im Zimmer liehen mir Duschgel und Kontaktlinsenflüssigkeit und die heiße Dusche nach Tagen war wie ein Königreich. Und dann gab es noch nach drei Tagen Reis und Nudeln ein Menu
mit Champignoncreme, Steak und Püree und FLan zum Nachtisch. Oh tat das gut am letzten Abend!
Das Bett war so bequem - und weg war ich...
23.11.2013
Welch Wohltat diese Nacht im Refugio! Um kurz vor sieben war ich im Frühstücksraum, weil ich um 7.30 Uhr loslaufen wollte. Denn der Katamaran fuhr um 12.30 Uhr und ich wollte nochmal duschen und musste ja noch mein Zelt und meinen Rucksack packen. Verrückterweise fing um Punkt sieben der Weihnachtsbaum im Saal zu singen an und dann kam auch schon der erste Kellner durch die Tür. Wie kitschig - und das auf einer Berghütte! Das Frühstück war reichhaltig, nur kamen sie mit dem Servieren nicht ganz nach, weil sie jedem individuell das Frühstück brachten anstatt es einfach auf den Tisch zu stellen. So kam ich erst um 7.45 Uhr los, hatte aber beim Frühstück Sarah und James aus England kennen gelernt, mit denen ich dann gemeinsam die 3 Stunden bis zum Campingplatz laufen konnte. Wir hatten Traumwetter und es lief sich wesentlich leichter gut ausgeruht und mit einem ordentlichen Frühstück im Bauch. Ein kleines Geschenk machte mir die Natur: ein Regenbogen neben dem Gletscher! Es war wieder eine nette Bekanntschaft mit den beiden Engländern und es war schön mit ihnen den letzten Teil dieser Riesenwanderung zu teilen. Wir kamen am Campingplatz gegen 11 Uhr an und da warteten bereits meine beiden Herren Darran und Olivier auf mich - und mit ein paar anderen Wanderern klatschten sie und motivierten zum Zieleinlauf mit dem Worten: Congratulations, you have completed the W! (Du hast das W geschafft!) Und das Allerbeste war: Olivier und Darran hatten mein Zelt abgebaut und meinen Rucksack gepackt. Solche Sweethearts! Die beiden sind gestern wie in Trance mit schmerzenden Knien nachts um zehn endlich angekommen und waren auch dementsprechend platt und dann gab es nicht mal eine heiße Dusche für die beiden... Um 12.30 bestiegen wir den Katamaran und fuhren über den türkisblauen Lago Pehoe an der gesamten Bergkette vorbei, die wir die letzten Tage erlaufen hatten. Eine tolle Kulisse und ein unvergessliches Erlebnis!